Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis)

Keuchhusten kommt ganzjährig vor, im Herbst und Winter etwas häufiger. Ähnlich wie in anderen westlichen Ländern werden in Deutschland trotz hoher Impfquoten bei Kindern – im Jahr 2018 waren 93% der Schulanfänger geimpft – weiterhin zyklische Anstiege von Pertussis im Abstand von 4 bis 6 Jahren beobachtet. Rund 60% aller Erkrankungen treten bei Personen über 18 Jahre auf. Dies liegt an der unzureichenden Umsetzung der empfohlenen Auffrischimpfungen bei Jugendlichen und Erwachsenen.

Wie wird die Infektion übertragen?

Pertussis ist hoch ansteckend! Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen¬infektion, die durch engen Kontakt innerhalb eines Abstandes bis zu ca. 1 Meter durch Husten, Niesen oder Sprechen erfolgen kann. Die Erkrankten sind schon am Ende der Inkubationszeit, also vor Erscheinen der Symptome ansteckend und bleiben es mehrere Wochen.

Wie verläuft die Erkrankung?

Pertussis kann mehrere Wochen bis Monate andauern. Die typische Erstinfektion bei Ungeimpften verläuft in drei Stadien:
 

  • Stadium catarrhale (Dauer 1-2 Wochen; Intervall 5-21 Tage):
    Es ist durch erkältungsähnliche Symptome, wie Schnupfen und leichten Husten, meist aber kein oder nur mäßiges Fieber gekennzeichnet.
  • Stadium convulsivum (Dauer 4-6 Wochen):
    In diesem Stadium kommt es zu den klassischen Symptomen der anfallsweise auftretenden Hustenstöße (Stakkatohusten), gefolgt von inspira-torischem Ziehen. Die Hustenattacken gehen häufig mit Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen einher. Die Attacken können sehr zahlreich sein und treten bei manchen Patienten gehäuft nachts auf. Fieber fehlt weiterhin oder ist gering ausgeprägt; höhere Temperaturen können auf eine bakterielle Sekundär-infektion hinweisen.
  • Stadium decrementi (Dauer 6-10 Wochen):
    Es kommt zum allmählichen Abklingen der Hustenanfälle.

Wer sollte gegen Pertussis geimpft sein?

Die Pertussis-Impfung ist für alle Säuglinge und Kleinkinder vorgesehen. Auffrischimpfungen sind im Vorschul- und Jugendalter empfohlen. Erwachsene sollten bei der nächsten fälligen Tetanus- und Diphtherie-Auffrischung zusätzlich gegen Pertussis geimpft werden. Durch die Impfung von Erwachsenen gegen Pertussis werden primär Erkrankungen bei den geimpften Personen selbst verhindert. Indirekt werden aber auch die Kontakte der geimpften Personen geschützt. Dies ist vor allem für Säuglinge in ihrer Umgebung von Bedeutung.

Warum soll in der Schwangerschaft geimpft werden?

Durch eine Pertussis-Impfung während der Schwangerschaft kommt es zur Bildung von Antikörpern, die sowohl die werdende Mutter als auch das Neugeborene vor dieser Krankheit schützen.

Säuglinge sind besonders gefährdet. Bei ihnen kann eine Infektion zu Atemstillstand, Lungenentzündungen, Ohrentzündungen, Funktionsstörungen des Gehirns und auch zu Lungenhochdruck führen. Das Risiko für Krankheits-komplikationen ist im ersten Lebenshalbjahr am höchsten, wobei Säuglinge unter 2 Monaten den höchsten Anteil von schweren und in seltenen Fällen sogar tödlichen Verläufen aufweisen. Eine Impfung ist erst ab dem Alter von 2 Monaten möglich und erst nach zwei bis drei Impfstoffdosen wird ein ausreichender Schutz aufgebaut. In Deutschland treten bei Säuglingen bis zum Alter von 3 Monaten rund 200 Erkrankungen jährlich auf, die meisten Säuglinge müssen im Krankenhaus behandelt werden.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass bei der Mehrzahl schwangerer Frauen in westlichen Ländern die Antikörperkonzentrationen gegen Pertussis sehr niedrig sind, selbst wenn sie in den ein bis zwei Jahren vor der Schwangerschaft geimpft worden waren. Dies liegt daran, dass diese Antikörper nach der Impfung recht schnell abnehmen. Eine Impfung während der Schwangerschaft führt dagegen zu hohen Antikörperkonzentrationen bei der werdenden Mutter und dem Neugeborenen. Eine Vielzahl von Studien haben belegt, dass Säuglinge von Müttern, die in ihrer Schwangerschaft eine Pertussis-Impfung erhalten hatten, deutlich seltener an Pertussis erkranken als Säuglinge von Müttern, die keine Impfung während der Schwangerschaft erhalten hatten. Die Effektivität der Impfung, in den ersten 2 bis 3 Lebensmonaten vor Pertussis zu schützen, lag in den meisten Studien bei ca. 90%.

Um ihr neugeborenes Kind in den ersten Lebensmonaten zuverlässig vor Keuchhusten zu schützen, sollen schwangere Frauen sich möglichst früh im dritten Trimenon gegen Pertussis impfen lassen. Diese Empfehlung gilt für alle Frauen unabhängig vom Zeitpunkt der letzten Impfung und in jeder Schwangerschaft neu. Wenn eine Frühgeburt wahrscheinlich ist, soll die Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden. Da ein monovalenter Pertussis-Impfstoff nicht mehr zur Verfügung steht, wird die Gabe von Kombinationsimpfstoffen mit Tetanus und Diphtherie zu den jeweiligen Impfterminen empfohlen.

Wer sollte zum Schutz des Babys noch geimpft sein?

Alle Familienmitglieder und weitere enge Kontaktpersonen, die in den letzten 10 Jahren keine Pertussis-Impfung erhalten haben sollten bis spätestens 4 Wochen vor der anstehenden Geburt eine Impfung erhalten.

Ist eine Pertussis-Impfung in der Schwangerschaft sicher?

Bei schwangeren Frauen führt eine Impfung mit einem Tdap-Impfstoff zu einem ähnlichen Nebenwirkungsspektrum wie bei nicht schwangeren Frauen. Im Vordergrund stehen dabei lokale Nebenwirkungen wie Rötungen, leichte Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle, die häufiger vorkommen können. Auch systemische Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Unwohlsein, Muskel- und Gliederschmerzen oder Fieber können vorkommen, klingen aber nach wenigen Tagen wieder ab. Negative Effekte auf den Schwangerschaftsverlauf oder auf das Neugeborene wurden nicht beobachtet, weder in einer Vielzahl von Beobachtungsstudien noch in der Überwachung von Impfnebenwirkungen in Ländern wie England oder den USA, die schon seit vielen Jahren Frauen in der Schwangerschaft impfen.

Ist die Pertussis Impfung auch in höherem Lebensalter sinnvoll?

Mit zunehmendem Alter verringert sich die Aktivität unseres Immunsystems. Trotz hoher Durchimpfungsraten kommt Keuchhusten in Deutschland mit etwa 20 Er¬krankungen pro 100 000 Einwohner wieder häufiger vor. Betroffen sind auch ältere Menschen, denn eine Erkrankung hinterlässt keine lebenslange Immunität, und der Impfschutz lässt im Alter nach.

Die Diagnose ist wegen der untypischen Symptome bei Senioren häufig schwierig zu stellen. Man geht heute davon aus, dass 10 bis 20 Prozent der Erwachsenen, die länger als sieben Tage husten, an Pertussis leiden! Die Hustenattacken kommen zwar anfallsartig, aber die für Kinder typischen Symptome wie Stakkatohusten und Würgereiz fehlen sehr häufig. Mehr als 40 Prozent der über-60-jährigen Patienten erleiden weitere Komplikationen wie Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen, Rippenbrüche und Harninkontinenz. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Institutes empfiehlt daher ab dem 60. Lebensjahr die einmalige Auffrischung mit Pertussis-Impfstoff im Rahmen der nächsten fälligen Immunisierung gegen Tetanus und Diphtherie.

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